10 lohnenswerte Grundsätze eines jeden Investors

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  • Value Insights

“If everyone is thinking alike, then somebody isn’t thinking.” – George Smith Patton, Jr., 1885-1945, General der US-amerikanischen Armee

In unserem letzten Quartalsbericht haben wir bereits unsere Überzeugung dargelegt, dass aktives Management für langfristige Investoren einen Mehrwert liefert. Selbstverständlich gibt es verschiedene Wege, um dieses Ziel zu erreichen. Unser Bestreben besteht darin, für unsere Kunden eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen; um dies zu erreichen, haben wir unsere grundsätzlichen Überzeugungen in unserem systematischen, fundamentalen und wertorientierten Anlageprozess verankert. Insbesondere Value Investoren wie wir benötigen ein fundiertes, intellektuelles Gerüst, welches dem langfristigen Anlageprozess und den Entscheidungen zugrunde liegt. Einige unserer Investitionsgrundsätze, die allgemeingültigen Charakter haben und von jedem Investor beachtet werden sollten, möchten wir an dieser Stelle noch einmal beleuchten.

1. Die Bewertung zum Investitionszeitpunkt ist der beste Indikator für zukünftige Überrenditen

Die Renditen an den Aktienmärkten werden langfristig durch die Unternehmensbewertungen getrieben, welche sich in starkem Maße auf die Cashflows von Unternehmen stützen. Kurzfristig werden Preise häufig durch Änderungen der Markterwartungen sowie emotionale Unsicherheit von Investoren bestimmt. Es bleibt jedoch ungewiss, ob sich diese Erwartungen auch bestätigen.

Ständig werden Investorenerwartungen in den Marktpreisen eskomptiert. Schafft es ein Unternehmen nicht, den teilweise vielleicht zu hohen Erwartungen gerecht zu werden, wird der Markt früher oder später die vorweggenommene Überrendite dem Unternehmen wieder entziehen. Das Pendel kann auch in die andere Richtung ausschlagen, wenn es zu einer Überreaktion des Marktes kommt, die sich in zu niedrigen Kursen und entsprechend günstigen Bewertungen widerspiegelt. Der Anleger, der für ein Unternehmen einen hohen Preis zahlt, akzeptiert entweder in der Zukunft niedrigere Renditen oder aber hat spezielle Erkenntnisse darüber, wie sich das Unternehmen entwickeln wird.

Wir alle wissen, dass die Zukunft nicht prognostizierbar ist. Erinnern wir uns nur an Ereignisse in den letzten Jahren, die von den meisten „Experten“ nicht vorhergesehen wurden bzw. nicht vorhergesehen werden konnten. Auch ist uns sehr bewusst, dass kein Unternehmen zu jedem Preis eine attraktive Kaufgelegenheit darstellen kann. Unbeliebte Unternehmen, welche bspw. kurzfristige Rückschläge erlitten haben oder enttäuschende Unternehmenszahlen vorlegen, können in Relation zu ihrem Marktpreis eine beträchtliche Unterbewertung aufweisen und daher das Potential bieten, zukünftig signifikante Überrenditen zu erwirtschaften. Aus diesem Grund ist es für uns als Value Investor deutlich wichtiger, Unternehmen zu attraktiven Bewertungen zu kaufen, als beliebte Unternehmen mit impliziten hohen Erwartungen, zu teuren Preisen.

Das Phänomen aus der Sicht von Einzelunternehmen lässt sich ebenso auf ganze Aktienmärkte übertragen. Ein aktuelles Beispiel ist der US-Aktienmarkt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 23. Investoren, die diese Bewertung in Kauf nehmen, erwarten also langfristig eine strahlende Zukunft und sind bereit, dafür eine hohe Bewertung zu akzeptieren; alternativ könnte man dies auch so interpretieren, dass sie zukünftig mit niedrigeren Renditen zufrieden sind bzw. sein müssen, im Gegenzug für das vermeintlich geringere Risiko, dass sie mit Aktienkäufen auf hohem Niveau tätigen. Nach der letzten Finanzkrise war der US-Markt am Tiefpunkt im Jahr 2009 mit einem KGV von 13 bewertet und bot auf dieser Grundlage deutlich mehr Spielraum für eine attraktive Wertentwicklung in der Zukunft. Die allgemeine Investorenmeinung zu diesem Zeitpunkt war allerdings von Angst und großer Unsicherheit geprägt.

Fazit: Bewertungen sind das ausschlaggebende Kriterium für eine zukünftige Wertentwicklung – nicht anders herum.

Goran Vasiljevic

Geschäftsführer (Sprecher, CIO)

 

2. Rückkehr zum Mittelwert

Das Konzept der Rückkehr zum Mittelwert tritt in verschiedensten Ausprägungen und Formen auf. Es dient als eine der wichtigsten Quellen für die Entstehung von Fehlbewertungen und ist somit ein zentraler Punkt des Value Investing.

Die Rückkehr zum Mittel ist ein zentrales Element von Zyklen, welche dadurch entstehen, dass sich die Preise von Unternehmen (aber auch Sektoren, Länder) weit vom Mittelwert entfernen. Kurzfristige Abweichungen vom Mittelwert werden durch positive oder negative Ereignisse herbeigeführt. Die Rückkehr zum Mittel besagt jedoch, dass langfristig auf ein stark abweichendes Ereignis eines folgt, dessen Erwartungswert sich näher am Mittelwert befindet. Die Rückkehr zum Mittel ist bei weit mehr als nur ein statistisches Konzept. Die globale Geschäftswelt, in der Menschen miteinander interagieren, ist getrieben durch ein ständiges Auf und Ab von rationalen und emotionalen Entscheidungen. Trotz kurzfristiger und manchmal auch stärkerer Abweichungen findet die reale Wirtschaft aber immer wieder zu ihrem langfristigen Pfad zurück.

Die Rückkehr zum Mittel ist auf verschiedensten Ebenen zu beobachten, so natürlich auch an den Aktienmärkten, wenn Unternehmen oder auch Sektoren temporären Über- bzw. Untertreibungen unterliegen, wodurch Bewertungen deutlich ins Extrem abweichen können. Dies kann durch eine Vielzahl von Faktoren getrieben sein, z.B. durch steigenden Konkurrenzdruck, einmalige Unternehmensereignisse oder ausgeprägte Branchenzyklen. Höchst profitable Unternehmen bzw. solche, die in einer attraktiven Branche agieren, ziehen zusätzliche Konkurrenz an. Dadurch sind langfristig die außergewöhnlich hohen Margen, insbesondere bei weniger kapitalintensiven Geschäftsmodellen mit niedrigen Kapitalanforderungen, nicht aufrechtzuerhalten und fallen wieder zum Mittelmaß zurück. Andererseits können abgeschlagene Unternehmen, aus eigener Kraft oder durch Anpassungsdruck, die Wende schaffen und sich wieder dem Mittelwert annähern - anderenfalls würden sie überflüssig werden. Vor allem in sehr dynamischen und schnelllebigen Märkten und Produktzyklen sind diese Muster häufiger anzutreffen.

Das Verhalten von Investoren wird oftmals durch Angst oder Gier geprägt und drückt sich durch entsprechend unsicheres Anlageverhalten aus. Besonders am Hoch- oder Tiefpunkt eines Zyklus wird stark emotionales Verhalten sichtbar, wenn bei langanhaltenden Trends von Kursteigerungen oder –rückgängen die Anleger an Gefühlsgrenzen stoßen. Panisches Verhalten oder übertriebene Euphorie schaffen damit den Nährboden für teilweise drastische Fehlbewertungen am Markt.

Allein mit strenger Disziplin und der fundamentalen Betrachtung von Unternehmen und Sektoren ist es möglich, zwischen einem „vernünftigen“ Unternehmenswert und einem emotional getriebenen Kurs zu unterscheiden. Diese Aufgabe ist nicht trivial, benötigt Erfahrung und einen sehr disziplinierten Prozess, um auch über Zyklen hinweg Bewertungen vornehmen zu können.

Fazit: In einer mit ständiger Unsicherheit behafteten Welt ist es für die Mehrheit der Unternehmen nicht möglich, stets und über längere Zyklen hinweg die hohen Erwartungen in der Zukunft zu erfüllen. Entsprechend ist ein vorsichtiger, fundamental begründeter und konservativer Ansatz, der systematisch umgesetzt wird, die entscheidende Grundlage für Value Investoren.

3. Vergangene Wertentwicklung ist ein furchtbarer Indikator für zukünftige Wertentwicklung

Einer der größten Irrglauben eines Investors ist es, sich der gängigen Meinung anzuschließen, dass herausragende vergangene Performance weit in die Zukunft extrapolierbar ist. Vielmehr kann eine überdurchschnittliche Wertentwicklung ohne eine bewertungstechnische Begründung so interpretiert werden, dass zukünftige Renditen vorweggenommen wurden. Infolgedessen werden diese Investitionen in der Zukunft unterdurchschnittliche Anlageergebnisse erzielen. Diese Gesetzmäßigkeit steht in direkter Verbindung zur Rückkehr zum Mittel. Beispielhaft sind dafür die Renditen von berühmten Investoren und deren Fonds. In seiner Zeit als Manager des Magellan Fund erzielte Peter Lynch eine annualisierte Rendite von 29%. Der durchschnittliche Investor in dem Fonds hingegen realisierte lediglich eine Rendite von 5% p.a. im gleichen Zeitraum (1977 bis 1990). Daraus wird ersichtlich, dass man nicht in einen Fonds oder eine Aktie investieren sollte, nur weil dieser eine hohe Wertentwicklung aufweist, sondern weil der Anlageprozess, der dem Fonds zugrunde liegt, in sich stimmig ist und auf fundamentalen Fakten beruht – und somit replizierbar ist.

Fazit: Trendfolge ist gefährlich. Vergangene Wertentwicklung, ohne jegliche fundamentale Überlegung, ist vorweggenommene, zukünftige Rendite.

4. Unsicherheit ist allgegenwärtig

Anlageentscheidungen setzen sich mit der Zukunft auseinander, welche per Definition ungewiss ist. Vor allem risikoreiche Investments, die mit erhöhter Unsicherheit einhergehen, versprechen höhere erwartete Renditen, um Kapital anzuziehen. Es ist jedoch es nicht zwangsläufig gegeben, dass diese Renditen auch tatsächlich eintreten. Wäre dies so, dann wäre das risikoreiche Unterfangen in keiner Weise risikobehaftet, da die Rendite garantiert wäre. Aus der Sicht eines Value Investors ist Risiko ein Paradoxon: Zu Zeiten der höchsten vermeintlichen Sicherheit befinden sich auch die Bewertungen auf Höchstständen, wodurch zu erwartende, zukünftige Renditen niedriger ausfallen müssen. Der Mensch, und somit der Investor, ist risikoavers und sucht auch im Anlageprozess nach vermeintlicher Sicherheit. Es gibt ihm das Gefühl, die Entscheidungen unter Kontrolle zu haben. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wenn die Unsicherheit verflogen ist, die Preise bereits angestiegen sind und man entsprechend keine zusätzliche Rendite für das übernommene Risiko erhält.

Fazit: Unsicherheit bietet eine gute Grundlage für attraktive Anlagemöglichkeiten. Achten Sie jedoch auf niedrige Kurse und eine ausreichende Sicherheitsmarge als Kompensierung für übernommenes Risiko.

5. Emotionen, kognitives Fehlverhalten und Herdenverhalten

Emotionen, kognitives Fehlverhalten und Herdenverhalten führen zu Über- bzw. Unterreaktionen und resultieren letztendlich in Fehlbewertungen, welche andere Investoren ausnutzen können. Es wäre töricht, wenn wir davon ausgingen, dass wir in irgendeiner Weise anders denken und handeln würden als die Mehrheit der Anleger. Benjamin Graham, der Gründervater des Value Investing, beschrieb dieses irrationale Verhalten folgendermaßen: „The investor’s chief problem – and even his worst enemy – is likely to be himself.“ Das Pendel der Investmentpsychologie schwingt kontinuierlich zwischen Optimismus und Pessimismus, zwischen Gier und Angst, sowie zwischen Risikotoleranz und -aversion. Investoren lernen zudem auch nur selten aus der Vergangenheit. Sie gehen oft davon aus, dass sich diese nicht wiederholt nach dem Motto „dieses Mal ist alles anders“. Dabei ist die Vergangenheit lediglich ein Indikator für die Zukunft. Entsprechend ist es wichtig, dass Investoren ihre Emotionen unter Kontrolle halten – und bei Bewertungen und Preisen darauf achten, was fundamental begründet und was irrational ist. Um genau dies zu erreichen, ist es nicht nur von Nöten, fundierte und wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse zu besitzen, sondern auch die Psychologie der anderen Investoren zu verstehen. Der Umgang mit hoher Sicherheit und großer Unsicherheit wird einen enormen Einfluss auf die langfristige Entwicklung von Investitionen haben. Entsprechend sollte man die eigenen Stärken und Schwächen kennen und verstehen, welches die Bereitschaft zur Selbstkritik voraussetzt.

Fazit: Wir halten uns strikt an unseren Anlageprozess, um nicht unseren Emotionen zum Opfer zu fallen.

6. Geduld

Geduld ist das A und O eines jeden Value Investors. Wie Benjamin Graham schon sagte: "Undervaluation caused by neglect or prejudice may persist for an inconveniently long time, and the same applies to inflated prices caused by over-enthusiasm or artificial stimulants.” Kurzfristig können Geduld und Disziplin irrational wirken, denn auch wenn Bewertungen die Renditen treiben, muss man sich eingestehen, dass sich nicht jede Investition unmittelbar auszahlen wird. Ganz im Gegenteil, dies kann mitunter lange dauern und somit auch Zweifel an der Richtigkeit einer Anlageentscheidung aufkommen lassen.

Dies gilt nicht nur für Investitionen in einzelne Unternehmen – Value Investing selbst erfordert viel Geduld – sowohl vom Manager als auch von den Kunden. Es funktioniert nicht zwingend auf wöchentlicher, monatlicher oder auch jährlicher Basis. Langfristig zahlt sich die Geduld aus, wenn auch in irregulären Intervallen. Falls dies nicht so wäre, wäre diese Alphaquelle durch Arbitrageure bereits aufgebraucht.

Fazit: Value Investing funktioniert langfristig. Die Geduldigen werden belohnt.

7. Ein Nonkonformist (Contrarian)

Ein Nonkonformist (Contrarian) zu sein ist selbstverständlich nicht das Gleiche, wie Recht zu haben. Er stellt sich jedoch gegen die Meinung der Menge. Ein Value Investor, tätigt auch oft Investitionen gegensätzlich zur Marktmehrheit, aber nicht ausschließlich, genau wie er nicht einfach nur günstig kauft. Die Mehrheit der Marktakteure denken über die jeweiligen Assets in der Regel in ähnlicher Weise. In unsicheren Zeiten mit zunehmenden Angstgefühlen suchen Investoren nach vermeintlich sichereren Investitionsalternativen, wodurch sie implizit Bewertungen beeinflussen. Als Contrarian muss man abseits der Masse suchen, wo niemand sonst Anlagen für künftige Überrenditen vermutet – dies geht oft mit antizyklischem Handeln einher.

Auf den ersten Blick scheint dies einfach zu sein - günstig kaufen und teuer verkaufen. Es ist jedoch von Natur aus schwierig sich nonkonformistisch zu verhalten. Es ist häufig unpopulär, nicht intuitiv und hat die Eigenschaft, zu Weilen auch nicht besonders glamourös zu sein, da man sich gegen die Allgemeinheit im Markt positionieren muss. Sich gegen die Mehrheit zu stellen bedeutet, dass man häufig in fallende Kurse hineinkaufen muss – was durchaus abschreckend wirken kann. Es führt dazu, dass man Entscheidungen trifft, die viele andere nicht nachvollziehen können, wie beispielsweise Aktien von unbeliebten Unternehmen zu kaufen. Doch um es in den Worten von Sir John Templeton auszudrücken: "If you want to have better performance than the crowd, you must do things differently than the crowd.” Die sich daraus ergebende Herausforderung besteht darin, dass man sich nicht nur gegen die Allgemeinheit stellt, sondern dass die getroffenen Entscheidungen auch noch die richtigen sein müssen. Der Erfolg oder der Verlust einer einzelnen Investmententscheidung muss dabei in keiner Weise mit dem Ausgang der nächsten Entscheidung zusammenhängen. Jede Anlageentscheidung sollte aus einem rationalen Grund gefällt werden, ansonsten ist das Resultat lediglich ein Ergebnis von Zufall und Glück.

Fazit: Sich gegen die Herde zu stellen ist theoretisch einfach, in der Praxis jedoch nicht. Unser wertorientierter Anlageprozess gibt uns auch in schwierigen Phasen das Vertrauen, unsere fundamental begründet Positionierung entgegen der Marktmeinung durchzuhalten.

8. Korrekte Prognosen

Korrekte Prognosen leiten sich häufig von Trends ab, welche bereits eingepreist sind. In dem Preis eines Unternehmens sind aktuelle Informationen bereits eskomptiert. Eine Überrendite wird nicht auf Basis der Prognose, sondern höchstens aus anderen Beweggründen erzielt. Dabei ist es egal, was man weiß. Vielmehr ist es wichtig, etwas zu wissen, was der Markt noch nicht weiß. Damit eine Prognose erfolgreich ist, muss sie dabei lediglich weniger falsch liegen als der Markt.

Es liegen weder uns, noch sogenannten Experten Fakten über die Zukunft vor. Dennoch schätzen viele Investoren solche Expertenmeinungen und stützen ihre Investitionsentscheidungen darauf. Tatsächlich sind wirtschaftliche Entwicklungen, die Märkte, Währungskurse und Zinskurven nicht das Resultat eines wissenschaftlichen Prozesses, sondern entstehen aus der Interaktion zwischen Menschen innerhalb des Marktes. Entsprechend können Experten nicht immer richtig liegen, zumal auch eine Expertenmeinung weiterhin nur ein Meinungsbild abgibt und kein Fakt. Selbst wenn solche Meinungen häufig sinnhaft klingen, müssen sie noch lange nicht eintreten. Einige Beispiele alleine aus dem letzten Jahr waren die Prognosen zum Verbleib Großbritanniens in der EU (Sieg des Brexit-Lagers) sowie der prognostizierte Wahlausgang mit einem Triumph für Hillary Clinton (Donald Trump siegte mit einem hohen Vorsprung). In beiden Wahlen enttäuschten die Experten mit ihren Prognosen.

Viele Analysten und Investoren nutzen ihr Wissen bezüglich geldpolitischer Themen, Regierungshandlungen oder auch Bewegungen in den Währungsmärkten, um Investitionsentscheidungen zu treffen. Wer diesen „top-down“ Prozess jedoch nutzt, muss sich nicht nur über die Richtung des Marktes im Vorhinein im Klaren sein, sondern auch über die Intensität, den Pfad und das Timing jedes einzelnen Aspektes. Entsprechend scheint es einfacher zu sein, den Wert einer Firma richtig einzuschätzen, als präzise makroökonomische Prognosen zu erstellen.

Fazit: Sich auf Prognosen zu verlassen ist riskant, da diese in der Regel eher Meinungen widerspiegeln als einen akkuraten Blick in die Zukunft gewährleisten.

9. Nachrichten sind gefährlich

Investigativer Journalismus ist eine notwendige Grundvoraussetzung unserer Gesellschaft. In der Politik, in Institutionen oder auch in öffentlichen Angelegenheiten benötigt es jemanden, der genauer hinsieht und potentielle Vergehen aufdeckt. Was wir an dieser Stelle mit „gefährlichen Nachrichten“ meinen, sind jene, bei denen man beim Lesen nicht mehr angeregt ist, nachzudenken. Obwohl diese Nachrichten häufig trivial oder auch irrelevant sind, werden sie von den Medien als das genaue Gegenteil dargestellt. Hiobsbotschaften und Berichterstattungen sind ein reines Geschäftsmodell zum vermehrten Verkauf von Zeitungen geworden. Selten bewahrheiten sich diese Nachrichten oder haben Einfluss auf Geschehnisse. Wir Menschen lassen uns jedoch von genau diesen publizistischen Artikeln auf den Titelseiten der Zeitungen ablenken – ökonomische Zusammenbrüche, der Brexit oder Flugzeugabstürze. Daraus resultiert, dass solche Nachrichten teilweise unser Verhalten und den Umgang mit Risiko verändern könnten. Sobald entsprechende Emotionen an Dominanz gewinnen, wandert die Rationalität jedoch in den Hintergrund.

Der konstante Konsum von Nachrichten gibt Menschen das trügerische Gefühl, gut informiert zu sein. Das führt in der Folge zu einem überzeugten Verhalten, beruhend auf vermeintlich richtigem Wissen. Journalisten haben oftmals nicht mehr Weitblick als die breite Masse, auch wenn wir fälschlicherweise glauben, sie besäßen einen Wissensvorsprung bzgl. bestimmter Themen. Entsprechend haben Nachrichten regelmäßig keinen oder wenig Erklärungskraft. Wir Menschen nehmen Nachrichten eventuell falsch auf, nutzen sie, um uns zu bestätigen und nicht um zu hinterfragen. Warren Buffet drückte dies einmal folgendermaßen aus: "What the human being is best at doing is interpreting all new information so that their prior conclusions remain intact.”

Es liegt in der Natur des Menschen, und damit auch jedes Investors, Nachrichten zu nutzen um vorherrschende Meinungen zu bestätigen. Hierzu bedienen wir uns Informationen, die potentiell keine Aussagekraft auf Unternehmenswerte haben. Im Ergebnis kann sich das gefährlich auf Anlageentscheidungen auswirken, da dies zu Fehleinschätzungen von Unternehmen und Märkten führt. Man benötigt eine gewisse Skepsis um sich von diesen Nachrichten nicht beeinflussen zu lassen. Die Reizüberflutung durch die ständigen redundanten Informationen führt dazu, dass sie uns in unserem täglichen Leben ablenken, uns vom eigenständigen Denken abhalten, die Kreativität einschränken und uns vom Fokus unserer eigenen Kernkompetenz abbringen.

“Too often we enjoy the comfort of opinion without the discomfort of thought.” - John Fitzgerald Kennedy, 1917 – 1963, 35. Präsident der Vereinigten Staaten

Fazit: Nachrichten sind nicht das gleiche wie Fakten. Vielmehr sollte man sich auf tiefgehendes Research, die eigenen Stärken und Überzeugung verlassen.

10. Überzeugung

“…it is the long-term investor, he who most promotes the public interest, who will in practice come in for most criticism…. For it is in the essence of his behavior that he should be eccentric, unconventional and rash in the eyes of average opinion. If he is successful, that will only confirm the general belief in his rashness; and if in the short run he is unsuccessful, which is very likely, he will not receive much mercy. Worldly wisdom teaches that it is better for reputation to fail conventionally than to succeed unconventionally.” - J.M. Keynes.

Wenn sich der Markt, oder besser gesagt die Anlageergebnisse, nicht in die gewünschte Richtung bewegen, welche Konsequenzen ziehen Investoren, Banken oder Gremien in Bezug auf die Auswahl der Asset Manager, Anlageklasse oder sogar Wertpapiere? Der oftmals zu beobachtende Mangel an Überzeugung in Bezug auf die getroffenen Investitionsentscheidungen sowie die teilweise vorhandenen, systemischen und regulatorischen Beschränkungen in den Institutionen führen zu entsprechenden Fehlbewertungen. Diese nutzen wir aus, da sich Fehlbewertungen in der Regel über die Zeit hinweg korrigieren. Um dies zu tun, benötigen wir eine glaubhafte Überzeugung, die uns die Zuversicht gibt, anders zu denken und auch über Durststrecken hinweg an unseren Entscheidungen festzuhalten. Dazu benötigt man einen Anlageprozess, dessen Qualität immer konstant bleibt, unabhängig vom Investitionszeitpunkt und der aktuellen Performance. Für eine solche Grundüberzeugung bedarf es einer soliden, fundamentalen Anlagephilosophie und eines gut durchdachten Prozesses, der durch eigenständiges Research gestützt wird. Sie ist nicht optional, sondern eine Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Investor. Gleichzeitig ist es jedoch erforderlich, dass man nicht stur und zwanghaft an seinen Überzeugungen festhält, sondern die Bescheidenheit besitzt, den Prozess fortlaufend zu evaluieren um notfalls entsprechende Anpassungen vorzunehmen.

Fazit: Ohne Überzeugung fällt man zwangsläufig irgendwann Entscheidungen, welche im allgemeinen Einklang sind. Das Resultat sind durchschnittliche Renditen.

Wir, bei Lingohr & Partner, haben unsere Überzeugungen und die daraus resultierenden Schluss¬folgerungen in unseren Anlageprozess integriert.

Als bankenunabhängiger Asset Manager haben wir den Spielraum, unserer Überzeugung zu folgen, unabhängig von der herrschenden Marktmeinung. Dies versetzt uns in die Lage, für unsere Kunden langfristig Mehrerträge zu generieren.

Unser systematischer Anlageprozess ermöglicht es uns, einerseits Bewertungsvorteile zu identifizieren und Fehlbewertungen auszunutzen. Andererseits dient er dazu, uns vor uns selbst und menschlichen Fehleinschätzungen zu schützen. Somit sind wir in der Lage Überrenditen zu erwirtschaften, welche von anderen Marktteilnehmern oftmals nicht wahrgenommen werden. Wir glauben an unseren langfristig bewährten Anlageprozess, der nach fundamentalen und konzeptionellen Überlegungen Bewertungsfaktoren zu Modellen kombiniert, wodurch wir in die Lage versetzt werden, Fehlbewertungen zu identifizieren und auszunutzen. Die Grundlage unseres Erfolges liegt in der Kombination professioneller Vorgehensweise, viel Geduld, strikter Disziplin und Treue zu unseren Überzeugungen.

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